Das Weben ist eines der ältesten Handwerke der Menschheit. Aber welche Schritte sind eigentlich nötig, bis ein Teppich fertig ist? Erforderlich ist auf jeden Fall viel Know-How und das fängt beim Rohmaterial, nämlich der Wolle, an.
Am Anfang steht also das Tier, in der Regel Schaf oder Ziege. Das wird geschoren und die Wolle im Anschluss zunächst grob gesäubert. Darauf folgt ein gründliches Auswaschen und Reinigen.
Ist die Wolle komplett getrocknet, wird sie mit einem eisernen Kamm gründlich gekämmt. Das macht die einzelnen Fäden weicher und leichter zu verarbeiten.
Im Anschluss daran kommen zwei kleine Holzbretter zum Einsatz, die mit Nägeln beschlagen sind, ähnlich zweier großer Bürsten. Zwischen diesen Brettern wird die Wolle gerieben bis sich kleine, weiche Rollen formen. Aus diesen Röllchen wird danach die Wolle gesponnen. Aus der feineren Wolle entsteht Kleidung, aus der gröberen werden Teppiche gemacht.
Die gesponnene Wolle kann nun bei Bedarf eingefärbt werden. Falls möglich, können dafür natürliche Färbemittel wie Tee oder Henna verwendet werden. Es gibt auch Teppiche, die komplett aus pflanzlich gefärbter Wolle hergestellt sind. Die so erzielten Töne sind oft erstaunlich kräftig und haltbar.
Nachdem die gefärbte Wolle getrocknet ist, können die Fäden in den Webstuhl eingespannt werden. Gewebt wird mit einem Kett- und einem Schussfaden, die zusammen die feste und robuste Struktur eines Kelims oder Margoums erzeugen. Während der Arbeit sitzt die Artisane, die Kunsthandwerkerin, direkt vor dem Webstuhl, der fertige Teil des Teppichs wird von unten aufgerollt.
Bei der Herstellung eines von Hand gewebten Teppichs sind auf jeden Fall Konzentration und auch Fantasie gefragt. Denn die geometrischen Muster sind teils komplex. Sie bestehen aus traditionellen Symbolen der Berber- bzw. Amazigh-Kultur und verweisen auf Fruchtbarkeit und Wohlergehen, aber auch die natürliche Umgebung, wie lokale Berge oder Pflanzen. Die genaue Bedeutung kann von Familie zu Familie variieren. Und natürlich ist jeder Teppich auch geprägt von der Vorstellungskraft und dem persönlichen Stil der Weberin.
So entsteht ein Unikat, das jedem Raum einen unverwechselbaren Charakter verleiht.